Bündelung von Bildungsgängen schwächt heimische Betriebe
Nachwuchsgewinnung ist das Megathema für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Der Kreisvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Matthias Kleinert ist einigermaßen sprachlos.
Der Kreis Coesfeld plant aktuell die Bündelung der Bildungsgänge Holztechnik und Versorgungstechnik in Coesfeld. Beim Richard-von Weizsäcker-Kolleg in Lüdinghausen sollen diese Bildungswege künftig entfallen. Bei der Holztechnik ist nicht mangelnde Nachfrage im Südkreis der Grund für diese Entscheidung, sondern am Standort Coesfeld soll in ein neues Holzzentrum investiert werden.
Dabei ist dieser Lehrbereich in Lüdinghausen sehr gut ausgestattet und es bedürfte nur einer geringen Investition, um den Anforderungen in den nächsten Jahren gerecht zu werden.
„Diese Entscheidung ist für die mittelständischen Betriebe im Südkreis, die ihrer Verantwortung für die Nachwuchsgewinnung in vorbildlicher Weise nachkommen, aber auch für die Auszubildenden, eine Zumutung“, so Matthias Kleinert.
Gleich mehrere Punkte sprechen gegen das Vorhaben des Kreises. Zum einen geht die Planung auf Kosten der „Schwächsten“.
Auszubildende in der gewerblich-technischen Berufsschule sind im ersten Ausbildungsjahr oft noch minderjährig. Selbst bei Volljährigkeit ist es selten, dass die Schülerinnen und Schüler die Fahrerlaubnis besitzen oder gar ein eigenes Auto haben. Daher spielt bei der Wahl der Ausbildungsstätte und somit auch bei der Wahl der Berufsschule, häufig die Erreichbarkeit der Schule eine wichtige Rolle. Da der ÖPNV im Kreis Coesfeld Lücken aufweist, ist eine wohnortsnahe, an den ÖPNV angebundene Berufsschule, entscheidend.
„Mit den Firmen Vedder und Schnieder in Lüdinghausen, der Firma Metrica in Senden und der Firma Uckelmann in Ascheberg haben wir, um nur einige Beispiele zu nennen, international tätige Unternehmen, die jedes Jahr eine große Zahl an Ausbildungsplätzen bereitstellen. Der Fachkräftemangel ist heute schon ein Problem und wird sich zukünftig gegebenenfalls noch verstärken,“ beklagt Matthias Kleinert das undurchdachte Vorhaben.
Auszubildende werden bei der Betriebswahl auch den Unterrichtsort im Blick haben. Wenn dieser unattraktiv ist, kann es dazu führen, dass die Entscheidung gegen eine Berufsausbildung bzw. gegen eine Berufsausbildung im Kreis Coesfeld fällt. Dies führt zu einer Schwächung der heimischen Wirtschaft, da unsere Betriebe dringend Fachkräfte benötigen und hier der Nachwuchs an Fachkräften durch diese Entscheidung negativ beeinflusst wird.
Eine Zentralisierung der technischen Berufsbildung im Kreis Coesfeld macht dann Sinn, wenn das technische Berufskolleg eine optimale Verkehrsanbindung aufweist und möglichst zentral im Kreis Coesfeld liegt. Unter Beachtung dieser Kriterien würde sich die Stadt Dülmen als Standort anbieten. Dülmen ist sowohl mit dem ÖPNV als auch mit dem Auto gut zu erreichen.
„Bei der Abwägung für oder gegen den Plan des Kreises Coesfeld muss es um die besten Bedingungen für die Auszubildenden gehen und nicht um ein Prestigeprojekt“, so Matthias Kleinert. Gut ausgebildete junge Menschen sind für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Coesfeld unverzichtbar und müssen möglichst im Kreis gehalten werden.
Insofern appelliert die MIT an den Kreis Coesfeld, die Entscheidung für den Standort des Ausbildungsgangs Holztechnik und Versorgungstechnik im Interesse der Auszubildenden zu treffen und die aktuellen Anmeldezahlen zu berücksichtigen. Nur so kann der Kreis Coesfeld die Nachwuchsgewinnung heimischer Betriebe unterstützen. Und das sollte oberste Priorität haben.